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Landesverband, Bädergeschichten

Stadt Rastatt leiht sich ein Schwimmbad

Veröffentlicht: 19.10.2024
Autor: DLRG Landesverband Baden e.V.
Das Cuppamare in Kuppenheim wurde zum letzten Zufluchtsort vieler Schwimmvereine aus der Region.
Monika Müller wurde im Oktober 2023 zur Rastatter Oberbürgermeisterin gewählt. (Foto: Stadt Rastatt)

Interview mit Monika Müller, Oberbürgermeisterin der Stadt Rastatt

„Rastatt hat ein Bäderproblem“, titelten die Badischen Neusten Nachrichten 2023. Auch der DLRG-Landesverband Baden berichtete mehrmals über die Situation – im Mittelpunkt das in die Jahre gekommene Cuppamare in Kuppenheim (Kreis Rastatt). Im Sommer beschloss der dortige Gemeinderat die Schließung. Jetzt geht es zumindest für die Schulen und Vereine wieder weiter. Zu verdanken ist dies auch dem Engagement der Rastatter Oberbürgermeisterin Monika Müller (SPD), die dafür zu einem ungewöhnlichen Trick griff.

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Frau Müller, wie sieht ihre persönliche Verbindung zu Schwimmbädern aus?

„Ich gehe selbst gerne und regelmäßig schwimmen. Mein schönster Wohnort war einmal für vier Monate direkt neben einem Schwimmbad. Da konnte ich tatsächlich jeden Tag schwimmen gehen. In Rastatt ist das im Moment leider nicht möglich, aber wir arbeiten daran.“

Rastatt hat 52.000 Einwohnerinnen und Einwohner, aber kein Hallenbad. Wie kann das sein?

„Das Hallenbad hier wurde vor über drei Jahren sehr plötzlich geschlossen. Primär wegen Statikmängeln, es war aber insgesamt sehr in die Jahre gekommen und es hätte viel in die Technik und den Bau investiert werden müssen. Da hat sich der Gemeinderat dann dagegen entschieden, gleiches gilt für das Freibad. Jetzt wird auf dem Gelände des Freibades ein ganzjährig nutzbares Kombibad entstehen. Die Eröffnung des Hallenbades soll 2027 sein, im Sommer 28 soll dann das Freibad folgen.“

Nicht nur die Stadt Rastatt, sondern die ganze Region leidet unter dieser Situation. Haben sich die umliegenden Gemeinden womöglich ein bisschen zu sehr darauf verlassen, dass Rastatt schon für ein Hallenbad sorgen wird?

„Natürlich. Es ist einfach so, dass viele Kommunen vor dem Thema Bäder zurückschrecken, weil sie wissen, dass es immer defizitär sein wird. Und es ist ein Angebot, das nicht nur von der eigenen Bevölkerung genutzt wird, sondern eben auch von außen. Das macht es noch unattraktiver, als Kommune selbst aktiv zu werden.

Ich bin allerdings der Ansicht, dass es eine Pflichtaufgabe ist, Bäder bereitzustellen. Schon allein, um den Schulen den Schwimmunterricht zu ermöglichen. Das in den freiwilligen Bereich zu schieben, nach dem Motto ‚ist wie ein Theater‘, finde ich nicht zielführend und ein Stück weit auch unverantwortlich.“

Ist der Betrieb von Bädern für Kommunen nur eine Frage der Kosten?

„Es sind die Kosten, aber auch das Thema Fachkräftemangel. Berufe im Bad sind mit einer hohen Verantwortung verbunden und in den letzten Jahren eher dadurch in die Schlagzeilen geraten, dass es Übergriffe gab. Möglicherweise ist es aber auch so, dass Bäder in den letzten Jahrzehnten an Zuspruch verloren haben. Die Menschen gehen nicht mehr so viel ins Bad, wie es vielleicht früher mal der Fall war. Es gibt viele Konkurrenzangebote.“

Wenn Kommunen an die Grenze des finanziell Leistbaren kommen, liegt der Ruf nach Unterstützung durch Land oder Bund nahe. Welche Unterstützung würden Sie sich in der Situation wünschen?

„Ich erwarte, dass Schwimmbäder in die Schulbauförderrichtlinie mit aufgenommen werden. Das heißt, dass dort, wo Schulschwimmen stattfindet, auch eine Förderung durch das Land erfolgt. Was ich damals in unserem Fall wirklich sehr bedauerlich fand, war, dass ich alle Ministerien, die in Frage kommen, auf Landesebene angeschrieben hatte und jedes hat in der Zuständigkeit auf das andere verwiesen. Keines hat auch nur einen Euro locker gemacht.

Schwimmbäder sind nicht nur für Schulen und Kinder wichtig sind, sondern es finden dort gerade im Bereich Gesundheit ganz wichtige Angebote statt. Deshalb erwarte ich auch aus gesundheitspolitischen Aspekten heraus, dass es da in Zukunft eine Förderung gibt.“

Das Cuppamare war Anlass unseres Gesprächs. Sie und die Stadt Rastatt hatten einen großen Anteil daran, dass es jetzt zumindest für die Vereine und die Schulen weitergehen kann. Wie ließ sich dieser Knoten nun lösen?

„Sobald wir wussten, dass wir in Rastatt für die nächsten 3 Jahre kein Bad mehr in der Nähe haben würden, habe ich sofort das Gespräch mit dem Kollegen aus Kuppenheim gesucht und wir haben überlegt, wie wir das gestalten können. Wir leihen das Cuppamare jetzt und betreiben es als Stadt Rastatt gemeinsam mit den Mittelbadischen Bäderbetrieben. Es kann dort nun wieder Vereins- und Schulschwimmen stattfinden, außerdem Gesundheitssport, Aquagymnastik und Seniorenschwimmen.“

Hätte eine frühere Zusammenarbeit in dieser Sache die Situation frühzeitiger lösen können?

„Die Bädersituation ist ein Problem, dass viele Kommunen drückt und man muss rechtzeitig ins Gespräch gehen, bevor Bäder aufgrund von Kosten oder Personalmangel schließen. Es sollte ein Thema sein, dass interkommunal besprochen wird und bei dem man schaut, wo man sich als Region hin entwickelt. Eine Art Bäderentwicklungsplanung für einen Landkreis oder auch noch größere Gebiete wäre auf jeden Fall sinnvoll, damit die Versorgung auch in Zukunft gesichert ist.“

Sie sind vermutlich die erste Oberbürgermeisterin, die sich ein Bad geliehen hat. Braucht es mehr solcher unkonventionellen Herangehensweisen, um die landesweite Situation in den Griff zu bekommen?

„Das war etwas, was wir einfach mal gewagt haben. Natürlich auch mit dem Risiko, dass es in der Umsetzung dann vielleicht an der ein oder anderen Stelle hakt. Ich glaube, wenn wir bereit sind, uns als lernende Verwaltung und lernende Gemeinden zu verstehen, dann kann das schon funktionieren. Man muss eben bereit sein, aus seiner Kommune herauszutreten und versuchen, das Allgemeinwohl größer zu sehen als nur innerhalb der eigenen Grenzen.“

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